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Treppe mit schwarzer Oberfläche, auf der eine gelbe Linie und Pfeile nach oben verlaufen

WordPress: Warum Plugins keine Barrierefreiheit herstellen

Barrierefreiheit per Plugin-Installation? Warum Overlays in WordPress oft versagen, assistive Technologien stören und rechtlich nicht sicher sind.

Viele WordPress-Betreiber suchen nach einer schnellen Lösung für ein komplexes Thema: Barrierefreiheit. Der Markt reagiert darauf mit sogenannten »Accessibility Overlays« – Plugins, die versprechen, eine WordPress-Website mit nur einem Klick gesetzeskonform und zugänglich zu machen.

Doch die Realität sieht anders aus. Ein aktuelles Statement des Ausschusses für barrierefreie Informationstechnik (März 2025) sowie technische Fakten belegen: Plugins sind keine Abkürzung zur Barrierefreiheit, sondern oft sogar ein Hindernis.

Was sind Overlay-Tools eigentlich?

Overlays sind JavaScript-basierte Anwendungen, die sich wie eine Schicht über die bestehende Website legen. Sie bieten meist ein Icon (oft ein Rollstuhl-Symbol), über das Nutzende Einstellungen wie Kontraste, Schriftgrößen oder eine Vorlesefunktion aktivieren können. Neuere Tools versprechen zudem eine »automatische Reparatur« des Quellcodes mittels KI.

Das Grundproblem: Redundanz und Störung

Menschen mit Behinderungen nutzen in der Regel eigene Assistive Technologien (AT) wie Screenreader (vor allem NVDA oder JAWS), Vergrößerungssoftware oder spezielle Tastaturen. Diese Tools sind systemweit auf den Geräten konfiguriert. Das heißt, diese Hilfstechnologien sind auf Ihrer WordPress-Website automatisch aktiv und Ihre Website muss damit harmonieren: Etwa mit einem semantischen Aufbau, damit die Screenreader die Inhalte in einer sinnvollen Art und Weise vorlesen können. Oder mit einem Layout, das sich einfach auf 200 Prozent vergrößern lässt und dabei nicht »kaputt« geht.

Ein Overlay-Plugin bietet oft nur eine schwächere Kopie dieser Funktionen an. Schlimmer noch: Viele Overlays kollidieren mit der Software der Betroffenen. Anstatt zu helfen, verschlechtern sie die Barrierefreiheit, wie der Ausschuss für barrierefreie Informationstechnik im März 2025 erneut ausdrücklich warnte.

4 Gründe, warum Plugins scheitern

1. Die technische Unzuverlässigkeit

KI-basierte Reparaturen stoßen schnell an ihre Grenzen. Eine KI kann zwar raten, was auf einem Bild zu sehen ist, aber sie versteht den Kontext nicht. Ein Beispiel: Ein Icon eines Hauses könnte »Home«, »Zuhause« oder »Immobilien kaufen« bedeuten. Eine falsche automatische Beschriftung führt Nutzende in die Irre.

Zudem versagen Overlays regelmäßig bei modernen, komponentenbasierten Oberflächen (React, Vue) und können Formularfehler oder komplexe Menüstrukturen nicht zuverlässig korrigieren.

2. Rechtliche Unzulänglichkeit (Stand 2025)

Der Ausschuss gemäß § 5 BITV 2.0 hat klargestellt: Eine Website ist nur dann barrierefrei, wenn sie die Anforderungen der Richtlinie (EU) 2016/2102 auch ohne Overlay-Tools erfüllt. Die BITV 2.0 betrifft zwar öffentliche Stellen, aber das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) für den privaten Sektor verweist auf der identischen, zugrundeliegenden Norm EN 301 549.

Wer auf Overlays setzt, wiegt sich in einer trügerischen Sicherheit, die vor Abmahnungen oder Prüfungen durch Überwachungsstellen nicht schützt.

3. Datenschutzrisiken (DSGVO)

Overlays erkennen oft, ob ein Nutzer ein Hilfsmittel verwendet, um bestimmte Funktionen zu aktivieren. Damit werden hochsensible Daten über den Gesundheitszustand (Behinderung) verarbeitet. Viele Anbieter speichern diese Informationen zudem seitenübergreifend via Cookies. Dies steht oft im direkten Widerspruch zur DSGVO, da Nutzer meist nicht explizit eingewilligt haben, über verschiedene Domains hinweg als »Mensch mit Beeinträchtigung« markiert zu werden.

4. Performance und Ladezeiten

Das Laden zusätzlicher JavaScript-Bibliotheken von Drittanbietern verlangsamt die Website. Da Barrierefreiheit auch bedeutet, dass Inhalte bei langsamen Verbindungen zugänglich sein müssen, konterkarieren Overlays dieses Ziel durch unnötigen Ballast.

Fazit: Barrierefreiheit beginnt beim Konzept

Echte digitale Teilhabe lässt sich nicht nachrüsten. Sie muss von Anfang an in der Konzeption, im Design und in der technischen Umsetzung berücksichtigt werden. Ein Overlay-Plugin ist oft nur ein »Alibi«, das im Ernstfall weder technisch noch rechtlich standhält.

Meine Expertise:

  • Echte Barrierefreiheit: Ich setze WordPress-Projekte so um, dass sie im Kern (Theme, Struktur, Code) barrierefrei sind – ohne auf zweifelhafte Overlays angewiesen zu sein.
  • Schulung & Empowerment: Ich trainiere Ihre Mitarbeitenden im Umgang mit barrierefreien Inhalten, damit neue Beiträge von vornherein für möglichst alle Menschen zugänglich sind.
  • Transparenz: Ich verkaufe zwar keine Wunderlösungen, aber ich biete fundierte Handwerk und Beratung basierend auf den aktuellen WCAG-Richtlinien und der BITV 2.0.

Möchten Sie Ihren Webauftritt wirklich barrierefrei gestalten? Lassen Sie uns gemeinsam prüfen, wie wir Ihre WordPress-Seite nachhaltig und gesetzeskonform optimieren können.

Porträtbild von Marvin Siefke

Marvin Siefke

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