Leichte Sprache richtig gestalten im Webdesign & Printdesign
Die Leichte Sprache ist ein Sprachkonzept, das Informationen besonders simplifiziert vermittelt. Sie folgt anders als die Einfache Sprache stets einem strikten Regelwerk. Dabei gibt es inzwischen mehrere Regelwerke, im Wesentlichen die DIN SPEC 33429 »Empfehlungen für Deutsche Leichte Sprache« und die Regeln des Netzwerk Leichte Sprache e.V.
Die Regeln betreffen aber nicht nur die Sprache im eigentlichen Sinn. Es gibt auch Kriterien, die unmittelbar die Gestaltung betreffen. Sie sollten sowohl im Webdesign und Printdesign angewendet werden, wenn Informationen in Leichter Sprache gesetzt werden. Auf Best Practices für die Gestaltung gehe ich im Einzelnen ein:
Die Schriftart
Ein zentraler Aspekt bei der Gestaltung von Texten in Leichter Sprache ist die Wahl der Schrift. Sie sollte möglichst einfach, klar und gerade sein, damit sie von allen Nutzergruppen gut gelesen werden kann. Verschnörkelte Schriften, Schreibschrift-Varianten, Kursivdarstellungen oder serifenbetonte Fonts wie Times New Roman oder Courier erschweren das Lesen und wirken unruhig. Empfehlenswert sind dagegen schlichte serifenlose Schriften. Mögliche Systemschriften sind zum Beispiel:
- Arial
- Calibri
- Myriad Pro
- Open Sans
- Verdana
Es gibt auch Schriften, die speziell für die Lesbarkeit und Unterscheidbarkeit von Zeichen optimiert sind, zum Beispiel:
- Atkinson Hyperlegible Next
- FS Me
Die Schriftgröße
Neben der Wahl der passenden Schriftart spielt auch die Lesbarkeit durch Schriftgröße und Zeilenabstand eine wichtige Rolle. Für Leichte Sprache empfiehlt es sich, eine mindestens 14 Punkt große Schrift zu verwenden, besser noch 16 oder 18 Punkt – je nach eingesetzter Schriftart, da manche Schriften von Natur aus kleiner wirken. Zusätzlich sollte auf einen ausreichenden Zeilenabstand geachtet werden. Ein Abstand von etwa 1,5 Zeilen macht den Text übersichtlich und angenehm.
Fließtext
Auch die Ausrichtung des Textes ist entscheidend für die Lesbarkeit in Leichter Sprache. Grundsätzlich sollte Text immer linksbündig gesetzt werden. Blocksatz wirkt durch die unregelmäßigen Wortabstände unruhig, während rechtsbündige oder zentrierte Texte das Auge zusätzlich irritieren und den Lesefluss bremsen. Eine Ausnahme kann bei Überschriften gemacht werden: Diese dürfen in der Mitte stehen, um optisch hervorgehoben zu werden. Für Fließtext gilt jedoch: konsequent linksbündig schreiben, um einen gleichmäßigen Leserythmus zu ermöglichen.
Jeder neue Satz sollte in einer eigenen Zeile beginnen. Das verhindert, dass lange Abschnitte entstehen, in denen mehrere Aussagen ineinanderfließen und dadurch schwer zu erfassen sind. Ebenso wichtig: Wörter dürfen am Zeilenende nicht getrennt werden. Silbentrennungen stören den Lesefluss und können das Verständnis erschweren. Stattdessen sollte der Zeilenumbruch so gesetzt werden, dass ganze Wörter erhalten bleiben.
Darüber hinaus sollten zusammengehörende Wörter oder Wendungen idealerweise in derselben Zeile stehen. Und besonders im Printdesign ist der Seitenumbruch wichtig: Sätze oder gar ganze Absätze sollten nicht mitten auf einer Seite unterbrochen werden. Es ist besser, sie vollständig auf die nächste Seite zu verschieben, damit Leser den Zusammenhang ohne Unterbrechung erfassen können.
Überschriften
Überschriften sind in Leichter Sprache besonders wichtig, weil sie Struktur und Orientierung bieten. Viele Leserinnen und Leser überfliegen Texte zunächst und suchen nach den wichtigsten Stellen. Klare, kurze Überschriften helfen dabei, Inhalte schneller zu erfassen und den Text in sinnvolle Abschnitte zu gliedern.
Überschriften sollten sich optisch klar vom Fließtext abheben – etwa durch größere Schrift, Fettdruck oder zusätzliche Abstände. Wichtig ist aber, dass diese Hervorhebungen konsistent und sparsam eingesetzt werden, damit sie nicht ihre Wirkung verlieren.
Mit Haupt- und Zwischenüberschriften lassen sich auch längere Texte in kleine, leicht verdauliche Einheiten zerlegen. Das unterstützt das Verständnis und erleichtert die Navigation.
Hervorhebungen
Um Inhalte in Leichter Sprache verständlich und übersichtlich zu machen, ist es wichtig, wesentliche Informationen gezielt hervorzuheben. Dabei sollte jedoch auf Methoden verzichtet werden, die den Lesefluss erschweren – etwa ausschließlich GROßBUCHSTABEN, kursive Schrift, übermäßige Abstände zwischen Buchstaben oder auffällige typografische Spielereien. Stattdessen eignen sich klare und dezente Mittel: Aufzählungspunkte strukturieren Informationen, einzelne Wörter können fett gesetzt werden, oder man nutzt eine dunkle Schriftfarbe zur Differenzierung. Auch eine leichte farbliche Hinterlegung oder ein Rahmen um einen Satz sind hilfreiche Gestaltungsformen, solange die Lesbarkeit stets gewahrt bleibt. Dabei hilft ein Kontrastrechner, der sich an den Kontrasten für die Konformitätsstufe AAA orientiert.
Unterstreichungen sollten besonders im Webdesign sparsam eingesetzt werden, um nicht mit Links verwechselt zu werden. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit der Leser gezielt auf Wichtiges zu lenken ohne die Verständlichkeit zu beeinträchtigen.
Speziell für Printdesign
Dunkle Schrift auf hell-weißem Papier sorgt für den bestmöglichen Kontrast und erleichtert so auch Menschen mit Sehschwächen das Lesen. Umgekehrt erschweren helle Schriftfarben auf dunklem Papier oder farbige, glänzende Hintergründe das Erfassen der Inhalte erheblich. Deshalb gilt: klare, dunkle Schrift auf hellem, mattem Papier ist die sicherste und barriereärmste Wahl.
Das Papier sollte stabil und blickdicht sein, damit Schrift nicht von der Rückseite durchscheint. Empfehlenswert ist eine Grammatur von mindestens 80 g/m², besser noch etwas stärker, um eine klare und saubere Lesefläche zu gewährleisten. Ebenso wichtig ist die Oberfläche: Glänzendes Papier reflektiert das Licht und erschwert das Lesen, da Spiegelungen die Augen belasten. Daher sollte stets mattes Papier verwendet werden.
Bilder
Bilder können die Verständlichkeit von Texten erheblich verbessern – vorausgesetzt, sie sind passend und klar gestaltet. Wichtig ist, dass Illustrationen oder Fotos den Inhalt unterstützen und nicht ablenken. Bilder sollten deshalb stets zum Text passen und die beschriebene Situation korrekt wiedergeben. Unscharfe, dunkle oder schlecht erkennbare Abbildungen sind zu vermeiden; stattdessen sollten scharfe, klare und gut erkennbare Bilder eingesetzt werden, die auch nach einem Ausdruck oder Kopiervorgang verständlich bleiben.
Ebenso gilt: Bilder dürfen niemals als Hintergrund für Text genutzt werden. Schrift auf unruhigen Hintergründen erschwert das Lesen und mindert die Barrierefreiheit erheblich. Texte sollten immer auf einem neutralen, ruhigen Hintergrund stehen, während Bilder eigenständig – etwa als Illustration neben dem Text – eingesetzt werden.
Unterstützung
Gerne unterstütze ich Sie als Grafik- und Webdesigner mit der Gestaltung von Leichter Sprache in Webdesigns und Printdesigns wie Flyer, Broschüren oder Postkarten.