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Epilepsie ist ein wichtiger Aspekt der digitalen Barrierefreiheit, da bestimmte visuelle Reize epileptische Anfälle auslösen können. Besonders die photosensitive Epilepsie – eine Form, bei der Anfälle durch visuelle Stimuli ausgelöst werden – erfordert besondere Berücksichtigung bei der Gestaltung digitaler Inhalte.

Die WCAG definiert daher strenge Richtlinien zur Vermeidung anfallsauslösender Inhalte (2.2.2, 2.3.1, 2.3.2):

  • Keine Elemente, die mehr als dreimal pro Sekunde blinken

  • Keine großflächigen Flackereien oder schnellen Farbwechsel

  • Vermeidung bestimmter räumlicher Frequenzen bei Mustern

  • Kontrolle über Bewegung und Animationen muss möglich sein

Für die barrierefreie Entwicklung folgt daraus:

  • Automatisch startende Animationen vermeiden

  • Pause- und Stop-Funktionen für alle bewegten Inhalte anbieten

  • Warnhinweise vor potenziell problematischen Inhalten

  • Reduzierung von Bewegung als Systemeinstellung respektieren

  • Alternative, statische Versionen von animierten Inhalten bereitstellen

  • Parallax-Scrolling-Effekte vermeiden

  • Karussell-Slider nur sorgfältig einsetzen

Ein wichtiges technisches Beispiel ist die Media Query prefers-reduced-motion, die es ermöglicht, Bewegungen und Animationen für Nutzende zu reduzieren, die dies in ihren Systemeinstellungen festgelegt haben: @media (prefers-reduced-motion: reduce) { / Reduzierte Animation / }

Die Bedeutung dieser Maßnahmen geht über den Schutz von Menschen mit Epilepsie hinaus – auch andere Gruppen profitieren von reduzierten visuellen Reizen:

  • Menschen mit Migräne

  • Menschen mit Aufmerksamkeitsstörungen

  • Menschen mit Gleichgewichtsstörungen (häufig im höheren Alter)

  • Menschen mit visueller Überempfindlichkeit