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Barrierearmut bezeichnet den Zustand, dass ein digitales Angebot, eine Website oder ein Dokument zwar weniger Hürden aufweist, aber noch nicht vollständig barrierefrei ist. Maßnahmen zur Verbesserung können die Zugänglichkeit erhöhen, erfüllen jedoch nicht alle Anforderungen der einschlägigen Standards oder praktische Bedürfnisse.

Der Ausdruck »barrierearm« kann in der Praxis passender sein, weil er ehrlich signalisiert, dass Fortschritte gemacht wurden, ohne ein vollständiges Niveau an Barrierefreiheit zu erreichen.

  • Er eignet sich für Zwischenschritte in Projekten (von unzugänglich → barrierearm → barrierefrei).

  • Er vermeidet falsche Erwartungen, wenn ein Angebot Verbesserungen enthält, aber noch nicht alle Kriterien erfüllt.

  • Er ist jedoch kein juristisch verbindlicher Begriff und ersetzt nicht die Anforderung nach Barrierefreiheit im Sinne gesetzlicher Vorgaben.

Eine vollständige Konformität oder darüber hinaus eine vollständige Barrierefreiheit ist in der Praxis sehr selten. Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) verlangen das Erfüllen sämtlicher anwendbarer Kriterien der jeweiligen Konformitätsstufe. Darunter gilt die Konformitätsstufe als nicht erreicht.

Das ist häufig der Fall. Ein Grund dafür sind stetig verändernde Inhalte: neue Artikel, neue Features, UGC (User Generated Content), Kommentare etc. Kleine Änderungen können neue Barrieren einführen. Auch Drittanbieter-Inhalte (z. B. eingebettete Widgets, Werbung, Social-Plugins) kann man oft nicht richtig kontrollieren. Sie erfüllen möglicherweise die WCAG nicht. Auch jede Kombination von unterschiedlicher Geräte, Browser, Betriebssystemversionen und assistiven Technologien kann ihre eigenen Probleme bringen. Was in einem Setup funktioniert, kann in einem anderen versagen

Teilweise gibt es einen Interpretationsspielraum bei den Kriterien der Barrierefreiheit: Dass ein alternativer Text für Bilder vorhanden ist, drückt noch nicht aus, dass er nützlich ist. Die Bewertung ist also auch davon abhängig, wie streng gemessen wird, was geprüft wird, wie oft und wie gut die Ressourcen sind.

Barrierearmut ist in mancher Hinsicht der passendere Begriff als Barrierefreiheit.